Chronik 1948 - 1954 Wilhem Kruse

(Foto Wilhelm Kruse, Wehrführer von 1948 – 1954)

 


 

 

In den Kriegsjahren wurden keine Versammlungen abgehalten und kein Protokoll geführt.

 

Die erste Übung mit anschließender Generalversammlung nach dem Krieg fand am 19.06.1948 statt.

 

Auf der Tagesordnung waren aufgeführt:

 

  1. Neuwahlen eines Kommandos
  2. Wahl eines Wachkommandos für das Gemeindebüro beim Bürgermeister Hans Callsen
  3. Kassenbericht
  4. Festsetzung der Übungszeit
  5. Sonstiges

 

 

 

Zu 1) Es wurden gewählt:

 

                                          Wilhelm Kruse – Brandmeister

 

                                          Johannes Wohlert – Spritzmeister und stellv. Brandmeister

 

                                          Heinrich Brodersen – Steigermeister

 

                                          Ernst Hand – Maschinist und stellv. Spritzmeister

 

                                          Johannes Thiesen – stellv. Steigermeister

 

                                          Thomas Geert – stellv. Maschinist

 

                                          Heinrich Petersen – Schrift- und Kassenwart

 

        Eine Neuwahl hat laut Beschluss nach 3 Jahren zu erfolgen.

 

 

 

Zu 2) In geheimer Wahl wurden durch das Los zum Wachkommando bestimmt:

 

                                          Heinrich Brodersen

 

                                          Johannes Wohlert

 

                                          Heinrich Petersen

 

                                          Ernst Wohlert

 

                                          Friedrich Zimmermann

 

                                          Heinrich Jepsen

 

 

 

Zu 3) Der Kassenwart Wilhelm Kruse erstattete dann Kassenbericht. Es ist kein Kassenbestand vorhanden. Dem Kassen- und Schriftwart wurde Entlastung erteilt

 

 

 

Zu 4) Es wurde einstimmig beschlossen, die Übungszeit an Samstagen um 19.00 Uhr durchzuführen. Die Benachrichtigung soll in altgewohnter Weise listenmäßig durch Boten (Jungen) erfolgen.

 

 

 

Zu 5) Es sind 2 Spritzen vorhanden. Es wurde zur Debatte gestellt, welche von beiden behalten werden soll. Der Maschinist Ernst Hand erläuterte die Betriebs- und Leistungsfähigkeit beider Spritzen sowie deren Betriebssicherheit. Beide Spritzen sollen bei der nächsten Übung in Betrieb genommen und ausprobiert werden. Es wurde beschlossen, vorläufig beide Spritzen zu behalten. Nachteilig ist jedoch, dass der Raum des Spritzenhauses nicht ausreicht, um beide Spritzen sowie den Feuerwehrwagen aufnehmen zu können. Der Anhänger muss deshalb draußen stehen und ist somit den Witterungseinflüssen ausgesetzt. Die Unter-Dach-Bringung wäre nach Ansicht der Versammlung vordringlich, um dieses Gerät vor Unbrauchbarkeit und Verfall zu schützen. Es wurde deshalb im Vorschlag gebracht, das Spritzenhaus zu vergrößern, was aber bei der jetzigen Lage auf wirtschaftliche Schwierigkeiten stoßen wird. Es wurde weiter in Erwägung gezogen, den Feuerwehrwagen auszubauen, dass die Besatzung(8 Mann) in dem Wagen untergebracht werden können. Es wurde deshalb beschlossen, einen Antrag an die Gemeinde zu stellen zwecks Bewilligung der erforderlichen Mittel, um die in Erwägung gezogenen Verbesserungen durchführen zu können.

 

Nach Erledigung der auf die Tagesordnung  gesetzten Angelegenheiten wurde die Versammlung durch Brandmeister Wilhelm Kruse geschlossen.

 

Unterschrieben: Kruse, Brandmeister – Heinrich Petersen jun., Schriftwart

 

 

Außerordentliche Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Bollingstedt am 07. August 1948.

 

Die Versammlung wurde ordnungsgemäß einberufen und durch Brandmeister Kruse eröffnet. An der Versammlung nahmen 25 Mitglieder teil.

 

Brandmeister Kruse verlas zunächst eine Anordnung des Landratsamtes, wonach alle durchgeführten Neuwahlen für ungültig erklärt seien. Es mussten daher neue Wahlen vorgenommen werden. Nach Ernennung eines Wahlvorstandes folgten die Neuwahlen. Es wurden gewählt:

 

Wilhelm Kruse – Brandmeister

 

Johannes Wohlert – stellv. Brandmeister

 

Georg Matzen – Kassenwart

 

Hans Beeck – Gerätewart

 

Heinrich Petersen jun. – Schriftwart

 

Alle Neuwahlen wurden einstimmig angenommen.

 

Nach Verlesung des Protokolls wurde die Versammlung in üblicher Weise durch Brandmeister Kruse geschlossen.

 

Unterschrieben: Kruse, Brandmeister – Heinrich Petersen jun., Schriftwart

 

 

 

Tätigkeitsbericht der Freiwilligen Feuerwehr Bollingstedt im 59. Berichtsjahr vom 01. April 1948 bis 31. März 1949.

 

 

 

Die Freiwillige Feuerwehr zählte im Berichtsjahr 1948  49 aktive Mitglieder, wovon Friedrich Zimmermann infolge Abwanderung nach Esperstoft ausgeschieden ist.

 

Übungen haben im Berichtsjahr 48/49 sechs stattgefunden und eine Amtsübung in Hünning, wo sich unsere Wehr besonders hervorgetan hat.

 

In Anspruch genommen wurde die Wehr als Wachkommando für das Gemeindebüro (Einführung der D-Mark). Auszahlung des Kopfgeldes (40,-DM)

 

Im Ernstfall ist die Wehr nicht in Erscheinung getreten.

 

 

 

 

 

1949 musste unsere Wehr 2 mal ausrücken.

 

Am 26.09. brannte der Hof des Bauern Christoph Petersen in Wester-Langstedt restlos ab. Mitbewohner des Hauses hatten Glutreste aus einem Kohlebügelheisen an eine Bretterwand geschüttet. Bei Ohlsen, Beeckholz, konnte das Feuer auf einen Stubenbrand beschränkt werden. Kurzentschlossen stationierte man die Motorspritze in die Lohdiele, um Wasser aus dem dort vorhandenen Brunnen zu entnehmen. Hätte die Wasserversorgung erst von der Au her aufgebaut werden müssen wäre das Strohgebäude bestimmt abgebrannt.

 

 

 

1950 nahm die Wehr am Kreisfeuerwehrtag in Friedrichstadt teil. Der Kreisfeuerwehrverband hatte zu einem Wettbewerb eingeladen. Unsere Kameraden konnten in der 400 l Klasse den 3. Preis erringen, 10 Übungen hatten stattgefunden. Der Fuhrunternehmer Willi Wohlert beförderte eine aktive Gruppe so wie 3 Ersatzkameraden nach Friedrichstadt. Der Wettbewerb lief für Bollingstedt bestens. Sie wurden in Ihrer Klasse Erster. Aber auf Anordnung des damaligen Kreisbrandmeisters Bartheidel, Schleswig, musste der Wettbewerb wiederholt werden. Die Wehr Fahrdorf fühlte sich benachteiligt weil ihr mehrere Schläuche platzten. (Bedienungsfehler des Maschinisten). Sie behaupteten schlechtes Schlauchmaterial von der Schlauchwäscherei erhalten zu haben. Ihre eigenen seien bei einem Einsatz wenige Tage zuvor gebraucht worden. Kamerad Bartheidel glaubte der Fahrdorfer Wehr und ließ die Ausscheidung wiederholen. Nun war die Wehr Bollingstedt benachteiligt. Sie mussten die Übung mit nassen Schläuchen durchführen. Unsere Kameraden wurden trotzdem 3. Ihre Stimmung war aber sehr gereizt. Bei der Preisverleihung, zu der alle Wehren angetreten waren, verlor Kamerad Thiesen die Beherrschung. Er ergriff den Kreisbrandmeister mit beiden Händen an der Knopfleiste der Uniformjacke und erklärte ihm: „Mit die hebt wie noch en Hühnchen to rupfen“. Damit war ein mehrjähriges frostiges Verhältnis Kreisbrandmeister zur Bollingstedter Wehr geschaffen. Die Kameraden legten auf der Heimfahrt in Platenhörn ihre erste Pause ein, um den Ärger runterzuspülen. Der Durst war recht groß. Erst am anderen Morgen erreichte man Treia. Doch kurz hinter der Ortschaft waren Müdigkeit und Alkohol stärker als der Wille nach Hause zu kommen. Unser Feuerwehrfahrzeug landete im Graben. Schnell wurde Hilfe geholt. Thomas Thiesen, Sohn von Johannes Thiesen der bei Carl Jensen in Silberstedt in Stellung war, zog das Fahrzeug mit einem Lanz-Bulldog wieder auf die Straße. Das Auto hatte kaum Schaden, nur die Fensterscheiben waren alle zerbrochen. Die beiden Fahrer Ernst Hand und Johannes Thiesen wurden bei Carl Jensen in der Wohnstube eingeschlossen. Erst am Nachmittag wurden sie nach guter Verpflegung nach Hause geschickt.

 

Die Diskussion um das unrechte Urteil in Friedrichstadt nahm kein Ende. Kamerad Bartheidel wurde davon in Kenntnis gesetzt. Er versprach kurzfristig nach Bollingstedt zu kommen um die Angelegenheit zu regeln. Das Versprechen löste er jedoch nicht ein. Der Wehrführer Willi Kruse lud zu einer außerordentlichen Generalversammlung am 19.09.1950 ein. Hierzu wurde auch der Kreisbrandmeister schriftlich eingeladen. Er sagte ab. Er wolle die Sache bei der in Friedrichsau stattfindenden Amtsübung klären. Die Debatte um das Unrecht wurde langsam weniger. Auch der Beschluss, die Scheiben im dem Feuerwehrauto zu erneuern, wurde vergessen.

 

Die Anregung, das Spritzenhaus zu vergrößern um die 2. Spritze unterbringen zu können, fand in der Gemeindevertretung keine Zustimmung. So wurde der Tragkraftspritzenanhänger mit er Spritze 8/8 nach Ahrenviöl für 1200,- DM verkauft. Die Vorzüge der kleinen Ilo-Fischer Pumpe mit Luftkühlung hatte überwogen. Sie war leichter und mit der Kapselschieber-Ansaugvorrichtung betriebssicherer als die DKW-Koebe Pumpe. Eine Gruppe wurde bestimmt, die die Spritze in Ahrenviöl vorführen und abliefern sollte. Mit großen Worten wurde die Betriebssicherheit und Leistung der Pumpe gelobt bevor sie an einem Teich vorgeführt wurde. „De pumpt ju sämtliche Fisch ut de Dieck“ oder „Dor könt i ganz Ahrenviöl mit umspritzen“ Aber nach dem Ansaugen kamen nur wenige Eimer Wasser aus der Spritze. Die Gesichter vom Maschinisten Ernst Hand und Johannes Thiesen wurden etwas bedenklich. Der Ansaugvorgang wurde wiederholt aber nichts. Erst als man die Saugleitung bei laufender Maschine aus dem Wasser zog erkannte man die Ursache des Missgeschicks. Ei dicker Karpfen klebte vor dem Saugkorb. Nun war die Freude groß und die Worte der Bollingstedter wurden noch größer. Die Spritze war verkauft und die Sache wurde anschließend gründlich gefeiert. Bis zum anderen Morgen hielt man durch. Es wurde schon hell und Ernst Hand bemerkte, dass Johannes Thiesen schon längere Zeit verschwunden war. Als er in die Durchfahrt der Gastwirtschaft schaut, fand er Kamerad Thiesen schlafen im Saatkasten einer Drillmaschine liegen. Eine große Zahl Kinder, die auf dem Schulweg waren, hatten sich um das ungewöhnliche Bett versammelt. „Jungs der Kerl is dot“ waren seine Worte. Die Kinder stoben auseinander und der müde Feuerwehrmann war wach. Nach gutem Frühstück machte man sich auf den Heimweg. Sie hatten einen guten Handel abgeschlossen.

 

 

 

1953 fand die Amtsübung bei uns statt. Der Kreisbrandmeister ließ sich vertreten. Er traute sich wohl noch nicht nach Bollingstedt. Im Frühjahr brannte eine Tannenschonung in Engbrück. Der Schaden konnte klein gehalten werden. Im Winter wurde die Wehr nach Idstedt gerufen. 12 Wehren bekämpften das Feuer, dem 2 Bauerngehöfte zum Opfer fielen.